Angststörungen - Ursachen und meine Arbeitsweise
von Anke Nowicki, Heilpraktikerin in München, aktualisiert am 20.12.2022
Angst als Gefühl ist für sich genommen wichtig für unser Überleben. Denn Angst hat die Aufgabe, uns vor drohenden Gefahren zu warnen. Früher haben deshalb Menschen überlebt, die gute „Angstsensoren“ hatten. Denn dadurch konnten sie sich rechtzeitig vor einem Raubtierangriff oder anderen gefährlichen Tieren in Sicherheit bringen. Heute leiden viele Menschen an überschießenden Angstreaktionen. Die häufigste Angsterkrankung ist dabei die simple Phobie, also eine übersteigerte Angst vor beispielsweise Schlangen oder Spinnen. Oder die Angst, sich in großen Höhen zu bewegen. Oder Flugangst. An einer akuten Bedrohung durch Raubtiere liegt das nicht. Was sind die Ursachen?
Mögliche Ursachen einer Angststörung
Genetische Faktoren
Eine mögliche Ursache für verschiedene Angsterkrankungen ist im Genmaterial zu finden. Bezieht man weitere Familienmitglieder und auch Generationen in die Betrachtung ein, gibt es in der überwiegenden Anzahl der Fälle eine Häufung von Angststörungen. Aufschlussreich ist hierzu auch die Zwillingsforschung. Eineiige Zwillinge haben eine größere Wahrscheinlichkeit, beide an einer Angststörung zu leiden als zweieiige. Dabei steht noch nicht fest, welche Gene eine Angsterkrankung treiben. Man geht davon aus, dass es eine Kombination verschiedener Gene ist.
Störungen innerhalb des Nervensystems
Eine weitere Ursache für Angststörungen können aus dem Gleichgewicht geratene Botenstoffe sein. Zu den in diesem Fall nicht gut regulierten Botenstoffen, die auch Neurotransmitter genannt werden, zählen Serotonin, Noradrenalin oder Gamma-Aminobuttersäure. Serotonin und Noradrenalin werden dabei in zu hohen Mengen im Gehirn abgebaut und begünstigen durch ihr Fehlen die Angststörungen. Auch die Gamma-Aminobuttersäure hat im Gehirn die Aufgabe, die Angst zu unterbinden.
Angststörungen können auch Begleiterscheinungen bekannter Erkrankungen des Nervensystems sein. Dazu zählen beispielsweise Morbus Parkinson, multiple Sklerose oder Demenzerkrankungen wie Alzheimer.
Störungen im Hormonhaushalt
Die Ursache einer Angststörung kann auch mit einer Schilddrüsenüberfunktion zusammenhängen. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, auch Hyperthyreose genannt, werden zu viele Schilddrüsenhormone produziert. Der Schilddrüsenüberfunktion liegen in den meisten Fällen eine Schilddrüsenautonomie oder Morbus Basedow zugrunde.
Medikamente
Arzneimittel können ebenfalls der Grund für das Auftreten von Angstgefühlen sein. Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Neuroleptika, die gegen psychische Erkrankungen verschieben werden, gehören zu den möglichen Angst-Auslösern. Des Weiteren können Arzneimittel gegen Morbus Parkinson, gegen Hirnleistungsstörungen oder bakterielle Infektionen die gleichen angstfördernden Nebenwirkungen mit sich bringen.
Alkohol und Drogen
Suchtmittel schalten sich in den Stoffwechsel des Gehirns ein und beeinflussen damit Wahrnehmung, Denken und Psyche. Damit können Angststörungen auch eine Folge von Alkoholmissbrauch und Drogenabhängigkeit sein. Auf der anderen Seite sind Menschen mit Angststörungen gefährdet, in ein Suchverhalten hineinzurutschen.
Psychische Ursachen
Für die Entstehung von Angststörungen, die auf psychischer Ebene verortet werden, gibt es mehrere Ursachen.
Prägende negative Kindheitserlebnisse wie körperliche und seelische Gewalt können eine Angsterkrankung hervorrufen.
Ängste entstehen auch in stressbesetzten, langanhaltenden Belastungssituationen. Dazu zählen zum Beispiel Mobbingerlebnisse in der Schule oder am Arbeitsplatz, hoher Leistungsdruck oder langjährige Beziehungskonflikte.
Die Schule kann, neben Mobbing-Erfahrungen, aus einem weiteren Grund ein Ort für die Entstehung von Ängsten und Angsterkrankungen sein: negative Lernerfahrungen. Nachdem lebenslanges Lernen in unserer sich ständig verändernden Lebens- und Berufswelt von fundamentaler Bedeutung ist, bilden diese Ängste Barrieren, die in vielen Bereichen des täglichen Lebens einschränkend wirken.
Krankhafte Ängste können aber auch in Zusammenhang mit Depressionen, Burnout, Zwangsstörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen auftreten.
Meist nicht auf dem Schirm: Entwicklungstraumata
Bei „Trauma“ denken die meisten Menschen an eine Situation im Krieg, an ein Erdbeben, an einen Autounfall. Viel häufiger und weiter verbreitet sind Entwicklungstraumata. Sie entstehen meist in den ersten drei Lebensjahren. Das Besondere daran ist, dass es kein einschneidendes Erlebnis sein muss, dass sie hervorruft. Sondern viele kleine Erlebnisse des sich einsam Fühlens, des nicht gehört Werdens, der fehlenden Verbindung zur Bezugsperson.
Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Eltern nicht für ihr Kind da waren. Vielleicht gab es eine Frühgeburt. Vielleicht waren die Eltern mit dem Hausbau beschäftigt. Vielleicht war es zu viel, nach wenigen Wochen schon getrennt von den Eltern in einem anderen Raum schlafen zu müssen.
Entwicklungstraumata können die verschiedensten Symptome zur Folge haben. Dazu gehören auch Angstzustände. Mögliche weitere Symptome sind beispielsweise Schlafstörungen, Nervosität, Schreckhaftigkeit, Übelkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten.
Vererbte Ängste
Ängste können auch systemisch bedingt sein. Das bedeutet, dass sie aus dem Familiensystem übernommen wurden. Neueste Forschungsergebnisse aus der Epigenetik bestätigen, dass belastende Erlebnisse „weitervererbt“ werden können. Über mehrere Generationen hinweg.
Folgende mit „Ja“ beantwortete Fragen könnten ein Hinweis darauf sein, dass es sich bei Rückenschmerzen um ein systemisches Problem handelt:
- War jemand aus der Familie in Kriegsgeschehen verwickelt?
- Durchlebte jemand die Ängste der Bombennächte?
- Musste ein Familienmitglied aus seiner Heimat flüchten?
- Mussten Familienmitglieder hungern?
- Gibt es Geheimnisse in der Familie, über die niemand spricht?
Ziel: Ängste loslassen können – meine Arbeitsweise
Ängste haben – wie im Text erwähnt – sehr viele Ursachen. Deshalb arbeite ich mit einer gründlichen Anamnese, um mehr über die Herkunft der Ängste zu erfahren.
Bei der Mehrzahl der Angst-Patienten starte ich mit der Behandlung von Reflexpunkten des neurovaskulären und neurolymphatischen Systems. Mit Hilfe verschiedener Muskeltests ermittle ich die entsprechenden Reflexpunkte.
Als Patient haben Sie hier sofort ein Aha-Erlebnis. Vor der Behandlung der Reflexpunkte zeigt der Muskel eine klare Schwäche an. Nach der Massage der Reflexpunkte testet er stark und gibt nicht mehr nach. Viele Patienten fühlen sich nach dieser Behandlung sehr entspannt, die Ängste haben in aller Regel abgenommen.
Je nach Ursache der Ängste arbeite ich in Anschluss an diese „Grundbalance“ des Körpers mit traumatherapeutischen Elementen, anderen kinesiologischen Methoden, Systemischer Therapie oder Akupressur.
Quellen:
Deutschlandfunk, Interview zu Kriegsenkeln
Spiegel, Wie die Schicksalsschläge unserer Vorfahren das eigene Leben prägen
Dr. Laurence Heller, Entwicklungstrauma heilen